Flugplatzfest 2017

Kunstflug-Profis brennen Feuerwerk über der Alb ab

Beim großen Flugtag des Luftsportvereins Degerfeld am Samstag und Sonntag, 26. und 27. August, geht es vom Programm her diesmal richtig rund. Mehrere Knaller sind zu sehen. Das Anmeldeportal für Teilnehmer des großen Oldtimer-Treffens ist geöffnet.

Eine Reihe von fliegenden Legenden ist dabei in der Luft zu sehen, darunter eine P-51D, eine SuperSix, eine T-28, eine Yak-3 und eine Ju 52 aus Dübendorf. Formationskunstflug bieten das französische Cap-Ten-Team und die Royal Jordanian Falcons mit vier Extra 300, die offizielle Kunstflugstaffel der jordanischen Luftstreitkräfte. Weiterer Top-Act ist das Skydance-Airshow-Team, die in der Dämmerung ein Programm mit Pyro- und Lichttechnik fliegen. Weltmeisterschaftserfahrenen Piloten aus der Profi-Klasse im Segelkunstflug bieten eine seltene Form des Kunstflugs.

Dazu gibt es Segelkunstflug und an beiden Tagen ein Oldtimertreffen für Autos und Motorräder. Mehr als 500 „Klassiker der Straße“ werden dazu erwartet. Das Flugplatzfest des LSV geht in die 55. Auflage. Beginn ist am Samstag um 13 Uhr und am Sonntag um 11 Uhr. Am Samstagabend gibt es „Pilots Party“, auch für „Fußgänger“. Der Eintritt kostet 10 Euro und gilt für beide Tage.

Rundflüge mit der Ju 52 können über die Internetseite des Vereins gebucht werden. Anmeldung für das Oldtimertreffen mit Ausfahrten über die Schwäbische Alb ist ebenfalls über die Homepage möglich. Teilnehmen können Autos und Motorräder bis zu einem Baujahr 1986 oder älter. Der Verein behält vor, Fahrzeuge in schlechtem Zustand nicht zur Ausstellung einfahren zu lassen. Die Zahl der Ausstellungsplätze ist begrenzt. Am Samstag werden die Oldtimer ab 13:30 Uhr und am Sonntag ab 12:00 Uhr im vorderen Teil des Flugplatzes innerhalb der Absperrung zur Besichtigung aufgestellt.

Royal Jordanian Falcons kommen zum Fest auf das Degerfeld

König schickt seine Kunstflug-Staffel auf die Alb

 

„Royal Jordanian Falcons“ kommen zum Fest auf das Degerfeld

 

 Echter Knaller: Die „Royal Jordanian Falcons“, offizielle Kunstflug-Staffel der jordanischen Luftstreitkräfte, kommen Ende August zum Flugplatzfest auf das Degerfeld. Es ist einer der seltenen Auftritte in Deutschland überhaupt.

 

Die offizielle Zusage für das Gastspiel auf der Schwäbischen Alb erhielt Guido Voss, Vorsitzender des Luftsportvereins (LSV) Degerfeld, dieser Tage. „Das ist echtes Highlight und eine große Ehre für uns. Wir freuen uns sehr“, so Voss. Das Team für Formationskunstflug tritt jedes Jahr auf rund zehn Airshows oder Flugtagen in Europa auf, weitere folgen im arabischen Raum sowie bei Festlichkeiten und wichtigen Veranstaltungen in Jordanien.

 

Die Europatour beginnt Anfang Juni und geht meist bis Ende September. Die Flugzeuge werden zum Start der Europa-Tour mit zwei Transportflugzeugen der jordanischen Luftwaffe nach Europa gebracht. Der Auftritt am Samstag und Sonntag, 26. und 27. August, auf dem Degerfeld ist einer von zwei in Süddeutschland in diesem Jahr.

 

Die Staffel wurde 1976 auf Geheiß von Majestät König Hussein Bin Talal gegründet. Er war selbst begeisterter Pilot. Seine Intention war es, Werbung für Jordanien sowie für Frieden und Freundschaft durch die Kunst des Fliegens in die Welt zu tragen. Seither fliegen die „Falcons“ weltweit auf Airshows. Sie verstehen sich als „fliegende Botschafter“ ihres Landes und sollen einen Beitrage zur Völkerverständigung leisten, so das Tourmanagement.

 

Seit 1992 fliegen die „Falcons“ Maschinen „Made in Germany“, aktuell fünf Extra 300 L. Sie gehören weltweit zu den besten Kunstflug-Flugzeugen. Das Hauptquartier des Teams wurde vor einigen Jahren auf den King Hussein International Airport in Aqaba (am Roten Meer) verlegt, um den dortigen Tourismus zu fördern.

 

Das Team besteht aktuell aus zehn Mitgliedern. Zur Mannschaft gehören neben den Piloten auch Ingenieure für die Wartung der Flugzeuge. Die „Falcons“ verlangen keine Gage, der Verein kommt jedoch für die Kosten wie Sprit, Unterkunft und Verpflegung auf. Sehr wichtig sei dem Team, nicht nur als Kunstflug-Profis, sondern auch als Botschafter des Landes Jordanien verstanden zu werden.

 

Weitere Informationen:

www.rjfalcons.com

www.lsv-degerfeld.de

Peter Fischer erlebt den ersten Alleinflug gleich zweimal

 Der erste Alleinflug, plötzlich ganz auf sich selbst gestellt, ist für jeden Segelflieger ein unvergessliches Erlebnis. Peter Fischer aus Bisingen hat es schon zweimal erlebt – mit exakt 40 Jahren Abstand. Das ist auch für seine Ausbilder des Luftsportvereins (LSV) Degerfeld keine alltägliche Geschichte.

 „War gut“, fasst Fischer (56) seine Stimmung nach dem zweiten ersten Alleinflug zusammen. „Anders, aber sicher auch unvergesslich.“ An seinen ersten Alleinflug 1977 kann er sich noch gut erinnern. Damals, als junger Kerl, sei er unbekümmerter gewesen. „Da hat man den Deckel zugemacht und ist einfach drauflos geflogen“, so der Bisinger. Jetzt, mit mehr Lebenserfahrung, ging er verantwortungsbewusster in diesen wichtige Etappe auf dem Weg zum Segelflugschein. „Man überlegt mehr“, sagt er. Die Checkliste sei er diesmal mehrfach und ganz genau durchgegangen. Die Ausbildungsstandards seien heute aber auch viel höher als vor vier Jahrzehnten. Sieben, acht Monate lang hatte er auf diesen Augenblick hingearbeitet.

 Warum hat er die Ausbildung 1977 abgebrochen? Er habe damals viel Sport getrieben, spielte Volleyball in der Landesliga, habe dazu zeitweise auch noch eine Damenmannschaft trainiert. Fünf bis sechs Abende in der Woche sei er in einer Halle gestanden, dazu an jedem Wochenende. Das verträgt sich nicht mit der Fliegerei. Später kam das Architekturstudium dazu. „Und das ganz normale Leben halt“, sagt Fischer und lacht. Wobei: Ganz weg von der Fliegerei war er nicht, er betrieb 26 Jahre lang Modellflug.

Vom Fliegervirus „infiziert“, wie er es nennt, war er nach eigener Einschätzung schon immer. Sein Vater war Paul Fischer, Jagdpilot im Zweiten Weltkrieg und nach Kriegsende einer der Mitbegründer der Segelfliegerei auf dem Degerfeld. Wer einen Fluglehrer als Vater hat, kommt fast zwangsläufig mit der Materie in Kontakt. Der „Fischer-Paule“ gehört heute zu den Legenden des LSV. Mit sechs Jahren nahm ihn sein Vater erstmals mit in einem Flugzeug. „Mit vielen Kissen unter dem Hintern, damit ich überhaupt rausschauen konnte“, so Peter Fischer. Als Jugendlicher begann er dann ebenfalls die Ausbildung. Jetzt der Neustart. „Ich habe lange überlegt. Voriges Jahr habe ich mir dann gesagt, jetzt mache ich das wieder“, erzählt der Bisinger. Nach einem Passagierflug war es dann soweit. Der Eintritt in den LSV folgte auf dem Fuß.

Mit seinen 56 Jahren gehört Peter Fischer wieder offiziell zur Jugendabteilung des Vereins. Dort sind die Flugschüler organisiert. Fast 30 Schüler werden im LSV derzeit ausgebildet, von 20 ehrenamtlichen Lehrern. Die jüngsten sind 14 Jahre alt, der aktuell älteste Schüler ist 64. Fortgeschrittenes Alter schützt eben vor Träumen nicht. Die breite Masse sind schon Jugendliche, teilt der Verein mit. Fischer fühlt sich wohl in ihrem Kreis: „Das klappt wunderbar und ist eine tolle Erfahrung. Die sind ja aber auch alle absolut ok.“ Man sei trotz des Altersunterschieds „einer von ihnen“. Fliegerisch seien die meisten weiter als er, dafür werde er für seine Lebenserfahrung respektiert. Fischer bereut nicht, sich auf diese „unbekannte Situation“ eingelassen zu haben. Im Gegenteil: „Es ist vom Lebensgefühl ein bisschen so, als würde man plötzlich selbst wieder ins Gymnasium gehen.“

Passt ins Bild. Büffeln muss man als Flugschüler auch, die Ausbildung erfolgt in Theorie und Praxis. Das sei für ihn, so vielen Jahren nach dem Studium, auch wieder eine Herausforderung gewesen, aber eine positive: „Man macht plötzlich was ganz anderes, was völlig neues. Erwachsenenbildung, sozusagen.“ Die Theorieprüfung hat er bereits in der Tasche. Macht er seinen Schein diesmal fertig? „Klar“, sagt Peter Fischer. Wenn's weiterhin so gut läuft und das Wetter mitspielt, will er im Herbst die praktische Prüfung ablegen.

 

Hauptversammlung des Luftsportvereins Degerfeld

Strukturell kerngesund und leistungsfähig, aber in manchen Bereichen ruht auch viel Verantwortung auf wenigen Schultern – dieses Fazit zog der Vorstand des Luftsportvereins (LSV) Degerfeld in seiner Hauptversammlung am Samstag.

„Unser Flugplatzfest genießt einen guten Ruf in der Region und zeigt, was für ein toller Verein wir sind“, sagte Vorsitzender Guido Voss. Vom Regierungspräsidium Tübingen und Sicherheitskräften wie der Freiwilligen Feuerwehr Albstadt habe es Lob gegeben für die jährliche Großveranstaltung. Es gebe in der Fliegerszene nur noch wenige Vereine, die ein solches Fest „auf die Bein stellen können“. Für das Fest Ende August kündigte Voss ein weiteres „Highlight“ an. Der Flugzeugpark sei „super“, der Flugplatz ebenso. Der Verein bekomme „viel zustande“.

Auf der anderen Seite gebe es auch Probleme. „Wir sind nicht gegen Windkraft, aber wir sind gegen Windkraft in Flugplatznähe“, so Voss in Hinblick auf aktuelle Pläne im Raum Bitz und Winterlingen. Darüber hinaus liege in manchen Bereichen viel Arbeit in den Händen einer vergleichsweise kleinen Gruppe von Aktiven. Es sei teils „extrem viel geleistet“ worden im Verein. Um hier mehr Gerechtigkeit zu erreichen, machen sich Vorstand und Ausschuss derzeit Gedanken über ein neues Konzept, wie Aufgaben in mehr Eigenverantwortlichkeit delegiert werden können. Die neue Software zur Vereinsverwaltung erlaube eine präzisere Verwaltung der Aufgaben und  Erfassung der geleisteten Arbeit. Über mögliche Gründe hierfür und Lösungsansätze wurde unter Punkt Aussprachen teils leidenschaftlich diskutiert.

Im Tagesgeschäft ist der LSV gut unterwegs. Laut Ausbildungsleiter Ramón-Alexander Binder hatte der Verein voriges Jahr 33 Flugschüler, die Hälfte davon war jünger als 25 Jahre. Fünf Segelfluglizenzen sprangen heraus, dazu eine Klassenberechtigung für Reisemotorsegler und zwei Motorflug-Berechtigungen für den Schlepp von Segelflugzeugen. Zwei Piloten werden derzeit im Nachtflug geschult. 20 ehrenamtliche Fluglehrer bilden den Nachwuchs in Theorie und Praxis aus.

Laut Werkstattleiterin Ines Pfabe erfüllt der LSV neue Instandhaltungsvorgaben und Regulierungen der Gesetzgeber und übergeordneten Organisationen der Luftfahrt. „Eine externe Prüfung könnte problemlos jederzeit kommen“, so Pfabe. Drei junge Luftsportler wurden in Lehrgängen des Baden-Württembergischen Luftfahrtverbands (BWLV) zu Zellenwarten ausgebildet. Dieser Kurs solle fortgeführt werden, um die Aufgaben auf eine breitere Basis verteilen und den technischen Sachverstand im Verein langfristig hoch halten zu können.

Jugendleiter Tom Ebert berichtete,  dass zwei Nachwuchsflieger des Vereins an BWLV-Streckenflug-Seminaren teilgenomen hatten. Auch dieses Jahr sollen zwei bis drei talentierte Segelflieger  zu solchen Kursen geschickt werden. Beim Sommerfluglager kamen mehr als 100 Starts und 120 Flugstunden zusammen. Die beiden Gastgruppen aus anderen Vereinen, eine davon aus Bayern, hätten sich bei ihren Fliegerferien auf dem Degerfeld sehr wohl gefühlt.

Aus Sicht des Kassierers Kai Gminder war's ein „tolles Jahr“. Trotz Investitionen und neue Schließanlage, Flugzeuginstandhaltung und Erneuerung weiterer Hallentore blieb der LSV im Plus. Sponsoren trugen ihren Teil dazu bei. Auch was die Mitgliederzahl betrifft, trotzt das Degerfeld dem Landes- und Bundestrend. Sie stieg erneut auf jetzt 262. Damit zählt der LSV weiterhin zu den großen Vereinen im Landesverband. Die Prüfer Hans Straubinger und Günter Horn bescheinigten eine korrekte Kassenführung. Die Versammlung gab die Mittel frei für den Kauf eines neuen, gebrauchten Traktors samt Mähwerk zur Pflege des rund 110 000 Quadratmeter großen Flugplatzgeländes. 

Siegmar Engelfried, Vize-Vorsitzender und Hauptorganisator des Flugplatzfests, gab einen Vorgeschmack auf das letzte August-Wochenende. Mit dabei sein werden wieder das Cap-10-Team für Synchronkunstflug. Auch eine Ju52 komme zu zweiten Mal für Nostalgie-Rundflüge. Erste Anfragen von Passagieren gebe es bereits. „Ich bin überzeugt, dass wir wieder gemeinsam was Tolles auf die Reihe bekommen“, so Engelfried.