Marc Mathis

Fliegerszene trauert um einen stillen Star

Trauer im LSV-Degerfeld  und in der Fliegerszene europaweit: Marc Mathis, Showpilot und Ehrenmitglied des Luftsportvereins (LSV) Degerfeld, ist tot.

Marc „Léon“ Mathis (68) starb am Samstag, 14. November, bei einem Flugunfall bei Straßburg. Er war auf dem Erprobungsflug eines Ultraleicht-Flugzeugs. Einzelheiten zu den Umständen des Unglücks sind bislang nicht bekannt.

Im LSV und in der Fliegerszene landesweit verbreitete sich die Nachricht am Wochenende in Windeseile. „Wir sind tief betroffen“, so Guido Voss, Vorsitzender des LSV. „Jeder, der Marc kannte oder ihn einmal hat fliegen sehen, weiß, was für eine herausragende Persönlichkeit er war. Die Fliegerwelt hat einen großen Piloten und Freund verloren.“

Zum LSV Degerfeld hatte der Franzose Mathis eine besondere Verbindung. Fast vier Jahrzehnte lang war er als Showpilot Stammgast beim Flugplatzfest. Seine Auftritte in alten Jagdmaschinen aus dem Zweiten Weltkrieg wie die russische Yak3 oder die amerikanischen P51D „Mustang“ und zuletzt Curtiss P40 „Warhawk“ waren mit die Hauptattraktionen des Flugprogramms. Die Maschinen gehören zu einer privaten Luftfahrtsammlung in La Ferté-Alais und sind in der Nähe von Paris stationiert. Das Jahr über legte Mathis immer mal wieder eine Zwischenlandung auf dem Degerfeld ein, wenn er auf dem Heimflug Richtung Paris war, plante seine Tankstopps auf der Alb. „Das Degerfeld ist meine Heimat“, sagte Marc Mathis. Vor zwei Jahren hat ihn der LSV zum Ehrenmitglied ernannt. „Er ist einer von uns“, so Vize-Vorsitzender Harry Birk bei der Ernennung beim Flugplatzfest 2013.

Marc Mathis galt als einer der besten und erfahrensten Showpiloten in Europa, vielleicht sogar weltweit. Auf rund 370 Airshows in den USA und Europa war er geflogen. Um seine Person machte er aber nie großes Aufheben. Er galt als zurückhaltender, bescheidener Star einer kleinen Szene. Am Abend nach dem Flugplatzfest setzte er sich mit den alten Weggefährten vom LSV zusammen, um bei einem Bier oder Glas Wein noch ein wenig zu flunkern. Mathis, ein „lustiger Vogel“, sprach hervorragend deutsch, er stammte aus dem Elsass.

Seine fliegerische Laufbahn war bemerkenswert. Mathis wäre gerne Militärpilot geworden, allerdings versagte ihm seinerzeit der Facharzt bei der Eingangsuntersuchung die Zulassung. Mit 18 schmiss er sein Technikstudium, um Geld zu verdienen – für den Flugschein. Er ging als Buschpilot nach Afrika, bezahlte seine Ausbildung zum Verkehrspiloten selbst. Später, bis zum Alter von 56 Jahren, flog er als Kapitän Linienmaschinen bis 256 Tonnen bei einer französischen Airline. Entgegen anderslautender Gerüchte war Mathis nie französischer Meister im Motorkunstflug. Die Lizenz für Kunstflug hatte er 1972 zwar erworben. Allerdings sei „akademischer Kunstflug“ nie seine Sache gewesen. Lieber flog er die alten „Ladies“ mit sattem Sound und bis zu 1700 PS Leistung in Jagdflieger-Manier: sich hinter Wolken oder Bergen verstecken, sich aus 1500 Metern „fallen lassen wie ein Stein“ und dann wieder wegziehen. Dieses Privileg, alte Raritäten fliegen zu dürfen, genießen nur wenige. Mathis dufte es über viele Jahre und war in seiner bescheidenen Art dankbar dafür.

Kritische Situationen in der Fliegerei hatte er mehrere, Angst keine. Er vertraute auf seinen Sachverstand und seine Erfahrung, aber auch „auf den Schutzengel“, den er „immer auf dem Rücksitz“ habe. Ob er ihn diesmal verlassen hat oder ob's einfach Zeit war, zu gehen? Mathis war jedenfalls auch ein spiritueller Mensch, dachte immer an verstorbene Freunde wie Egon Lang vom Degerfeld. „Wenn ich da oben bin, dann grüße ich ihn manchmal und denke an ihn“, so Mathis. Dass vielleicht irgendwann mal altershalber Schluss sein könnte, daran mochte er vermutlich nicht denken. Fragen nach der Rente wich er gerne mit einem Scherz aus: So 30 Jahre lang wolle er schon noch im Cockpit sitzen. Sein Ziel hat er jedenfalls erreicht und viele Jahre lang genossen: „Fliegen ist mein Leben.“