„Turner“ kratzen an der Wolkenbasis der Schwäbischen Alb

„Turner“ kratzen an der Wolkenbasis der Schwäbischen Alb

Lange Flugtage, tiefe Basis, flexible Teilnehmer und emotionale Momente: Der Salzmann-Cup 2018 auf dem Flugplatz Degerfeld in Albstadt hatte einiges zu bieten. In der Unlimited-Klasse holte sich Moritz Kirchberg den Sieg, im Advanced-Klassement landete Stefan Zistler Platz eins.

Wenn die Wettbewerbsfliegerei ihre besonderen Gesetze hat, so gilt das für den Segelkunstflug ganz besonders. Lange Tage, kurze Nächte, schnelle Entscheidungen – für Teilnehmer, Organisatoren und Jury kein Problem. Geflogen wird, wenn es der Himmel zulässt. Und da hatte das schwülwarme Wetter um Fronleichnam auf der Schwäbischen Alb einiges zu bieten: Gewitter und vor allem tiefe Wolkenbasis. Bei den Startern der beiden Klassen – die „Sportsmen“ gingen mangels Masse bei den „Advanced“-Klasse ins Rennen – trübte das die Stimmung nicht. Bei den Segelkunstfliegern geht es traditionell unverkrampft und familiär zu.

Das sagt allerdings nichts über den sportlichen Ehrgeiz aus, im Gegenteil. Die Startbereitschaft wurde an zwei Tagen auf 06.00 Uhr terminiert und nach Auflösung des Bodennebels gingen erste Schlepps um 07.00 Uhr raus. Die letzte Landung am Samstagabend erfolgte um 21.28 Uhr Ortszeit. Gregor Wilke, zusammen mit Martin Krämer Hauptorganisatoren von Seiten des Gastgebenden LSV Degerfeld, sind am Ende mehr als zufrieden. Beide kennen sich in der Szene gut aus, waren Mitglieder der Nationalmannschaft. „Beide Klassen sind drei Programme geflogen“, resümiert Wilke am Ende, „da wurde richtig was bewegt.“

Die insgesamt 37 Starter brachten es zusammen auf rund 230 Wertungsflüge und dazu noch etwa 40 Trainingsstarts. An einem Tag gingen 127 Schlepps raus. Teils ließ die Wolkenuntergrenze nur Ausgangshöhen von 850 statt der üblichen 1250 Meter zu. Mehrfach fiel die Entscheidung dann auf ein „Split-Programm“. Drei Figuren wurden kurzerhand gestrichen.

Für das Degerfeld war es die Premiere als Austragungsort für einen Segelkunstflug-Wettbewerb. Aus Sicht der Verantwortlichen und Gästen aus ganz Deutschland sowie der Schweiz und Österreich hat es offenbar gepasst. „Die Rückmeldungen waren äußerst positiv. Wir haben sehr freundliche Reaktionen erhalten“, so Wilke. Für die Premiere sei es „ganz große Klasse“ gewesen, die Stimmung beim Briefing, am Start und rund um die Wagenburg der Teilnehmer hat er als „sehr gut“ wahrgenommen.

Sportlich sind die Organisatoren ebenfalls mehr als zufrieden. Die Leistung bei der „kleinen DM“ sei hoch gewesen, vor allem in der Unlimited-Klasse. „Die Plätze eins bis zehn waren im Prinzip auf Nationalmannschafts-Niveau“, lobt Gregor Wilke. Dabei war der Kampf die Plätze eins und zwei eine klare Angelegenheit. Moritz Kirchberg und der zweitplatzierte Sebastian Dirlam dominierten das Feld durch alle drei Durchgänge, Rang drei sicherte sich Eberhard Holl durch konstant gute Wertungen. Noch enger ging es punktemäßig bei den Podest-Plätzen in der Advanced-Klasse zu.

Darüber hinaus ist der Salzmann-Cup des Fördervereins Segelkunstflug im BWLV auch immer ein Klassentreffen. Fünf der acht Mitglieder der Nationalmannschaft von 2001 waren da, freuen sich Wilke und Krämer. Den Sonderpreis „Salzmann des Jahres“ für herausragende Verdienste um den Segelkunstflug erhielt übrigens Eugen Schaal, sei 1989 Kunstflieger, Mitglied der Nationalmannschaft, Ex-Weltmeister und heute unter anderem als Schiedsrichter engagiert. Die Anreise hielt sich für ihn diesmal in Grenzen; er ist beruflich von Paderborn in den Raum Karlsruhe umgezogen. Besonderes emotionales Erlebnis: Martin Hofmann und Wilhelm „Salzmann“ Düerkop, beides Granden der Szene, verfolgten die Flüge an einem Wertungstag. „Das war schon toll und ein echtes Erlebnis. Wilhelm hatte am Abend Freudentränen in den Augen“, so Gregor Wilke. Für Düerkop (89) war es praktisch ein Heimspiel. Seinen Spitznamen erhielt er durch seinen Beruf als Steiger im Salzbergwerk Haigerloch-Stetten, wie das Degerfeld im Zollernalbkreis gelegen.

Darüber hinaus darf der Salzmann-Cup 2018 als echte Werbung für den Luftsport verbucht werden. Neben Fachmedien berichteten nicht nur zwei regionale Tageszeitungen mehrfach und ausführlich über den Wettbewerb, sondern auch zwei Fernseh-Sender, darunter der SWR in seinen Haupt-Abendnachrichten. Unterstützt wurde der Wettbewerb von mehreren Unternehmen im Zollernalbkreis, darunter Holzbau Maag, Ergosana und die Werkzeugfabrik Hermann Diebold.

Die Ergebnisse:

Advanced-Klasse:

  1. Platz: Stefan Zistler, FTAG Esslingen, MDM-1 Fox, 3050,38 Punkte

  2. Platz: Holger Geusen, LSV Hegenscheid, SZD-59 Acro, 2979,74 Punkte

  3. Platz: Sebastian Scholz, LSV Hayingen, MDM-1 Fox, 2975, 41 Punkte.

 

Unlimited-Klasse:

  1. Moritz Kirchberg, AeC Bad Neuheim, Swift S1, 4711,94 Punkte

  2. Sebastian Dirlam, LfV Bottrop, MDM-1 Fox, 4581,97 Punkte

  3. Eberhard Holl, FSC Mühlacker, Swift S1, 4367,96 Punkte

 

Alle Ergebnisse:

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